15.04.2010

Größe spielt keine Rolle

In einem neuen Interview mit "SciFiNow" sprach der Darsteller des Prof. Flitwick, Warwick Davis, unter anderem über die "Harry-Potter"-Reihe. Er erzählt, wie er zu den Rollen gekommen sei, spricht über die Teilung der letzten Verfilmung und über seine Philosophie als Schauspieler. 

 Du findest das Original Interview hier, eine Übersetzung am Ende des Posts.

Die schriftstellerischen Ambitionen des Schauspielers kann man ab 22. April begutachten, an diesem Tag erscheint nämlich sein Buch mit dem Titel "Size Matters Not" ("Größe spielt keine Rolle").

Einige Ausschnitte daraus wurden bereits veröffentlicht, an einer Stelle erzählt Warwick von einem Missgeschick während der Dreharbeiten zu "Harry Potter und der Feuerkelch". Auch diesen Abschnitt kannst Du Dir übersetzt nachfolgend ansehen, während Du den gesamten Originalartikel auf Englisch unter diesem Link lesen kannst.



Warwick Davis: Ein HP-Leser der ersten Stunde
Interview mit "SciFiNow"

Also, "Harry Potter". Wie kam Ihr Mitwirken an den Filmen zustande? Durch ein Vorsprechen?

Ja, das war durch ein Vorsprechen. Ich hatte schon mal die Ohren aufgesperrt, denn ich hatte das Buch gelesen und gedacht, dass es [eine Verfilmung, Ergänz. d. Ü.] richtig gut werden könnte. Und als ich dann hörte, dass man es wirklich machen wollte, wusste ich, dass ich da einsteigen wollte. Also sagte mir der Agent, ich hätte ein Vorsprechen. Ich bereitete mich gut darauf vor, ging hin und machte es.

Es war eine großartige Erfahrung. Ich hatte viel Spaß dabei und kam mit einem guten Gefühl wieder heraus. Aber manchmal hat das bei einem Vorsprechen nicht so viel zu sagen. Ich habe so etwas schon oft gemacht und oft gedacht: "Ja, ich hab' die Rolle sicher", und dann war es doch nicht so. Und bei anderen Vorsprechen kam ich ein wenig verunsichert heraus und bekam dann doch die Rolle.

So vergingen drei Wochen und dann hörte ich: "Ja, du hast diese - und jene hast du auch." Ich hatte gleich zwei Rollen. Aber damals ahnte ich nicht, dass das für die nächsten 10 Jahre ein Teil meines Lebens werden würde. Das war im Jahre 2000. Und nun haben wir 2010 und ich bin immer noch dran. Ich werde das noch bis Juni machen.

Wie finden Sie die Entscheidung, den letzten Film in zwei Teile zu teilen?

Ich finde, das war gut, weil ich denke, dass wir das in der Vergangenheit manchmal auch bei anderen Geschichten hätten machen können, denn auch diese waren so ergiebig.
Ich war niemals wirklich enttäuscht … gut, ich bin enttäuscht, dass man manchmal meine Figur einfach weggelassen hat … aber ich denke, dass die Leserschaft manchmal enttäuscht ist. Man liest mit seiner Vorstellungskraft und besonders in den späteren Büchern fängt man an zu denken: 'Oh, ich frage mich, wie dieses hier wohl in den Filmen aussehen mag, ich wette, es wird fantastisch aussehen.' Und wenn dann bestimmte Sequenzen gar nicht drin waren, dann gab es sicherlich Enttäuschung. Deshalb finde ich, es ist eine wirklich gute Entscheidung, weil wir dadurch dem Inhalt des letzten Bandes gerecht werden können. Immerhin ist es das Finale, wenn man es als ganze Saga betrachtet und das Ende muss aufgebaut werden, verstehen Sie, was ich meine?
Ich kann mich an keinen Punkt in den Filmen erinnern, an dem wir wussten: 'OK, jetzt haben wir das Ding in der Tasche.'

Ich erinnere mich nur, dass wir uns jedes Mal, wenn wir mit dem Dreh fertig waren, fragten, ob wir wohl wiederkommen würden. Wenn ich das vor 10 Jahren gewusst hätte, wäre das wunderbar gewesen. Weil man als Schauspieler wirklich nur von Tag zu Tag lebt, sich von Job zu Job durchschlägt.

Und meine Theorie, um mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben, ist, dass ich mir sage, es gibt keine Regel, die besagt, dass mir ein Produzent jemals wieder eine Filmrolle gibt. Deshalb sehe ich mir diesen Job an, den ich gerade mache und genieße ihn. Denn er könnte der letzte sein. Wer kann das schon wissen?

Das lässt einen bescheiden und demütig bleiben und es lässt einen die bestmögliche Arbeit leisten, weil man weiß, dass man eben nur so gut ist wie in seinem letzten Film. Val Kilmer hat das tatsächlich mal gesagt, als er enttäuscht war, weil einer seiner Filme gefloppt ist.

Aus: "Size Matters Not"

Eine Sache, die in Filmen nicht überstürzt werden darf, ist die Maske, woran ich schmerzhaft in meinem nächsten großen Dreh, "Harry Potter und der Stein der Weisen" erinnert wurde.
Ich hatte gleich zwei Rollen – die des Professors Filius Flitwick und die des Koboldbank-Kassierers.
Es dauerte vier Stunden, das Make-up aufzutragen und eine, es wieder zu entfernen. Ich musste morgens um 4 Uhr im Studio sein, um in der Maske vorbereitet und außerdem kostümiert zu werden, damit wir um 9 Uhr mit dem Drehen beginnen konnten und ein Drehtag konnte gut und gerne bis zu 12 Stunden dauern.

Nur wenig ging während des Drehs schief, obwohl ich an einem kleinen Zwischenfall während der Aufnahmen zu "Harry Potter und der Feuerkelch" nicht ganz unbeteiligt war. Snape, der von Alan Rickman gespielt wurde, zeigt den Schülern den Feuerkelch, indem er das Tuch darüber durch einen magischen Peitschenhieb entfernt. Dieser Effekt wurde dadurch erzielt, dass man einen Luftstrom durch Rohre hinter dem Kelch feuerte, wodurch das Tuch dann himmelwärts schoss.
Es funktionierte gleich beim ersten Mal ganz ausgezeichnet - mit der kleinen Einschränkung, dass das Tuch auf meinem Gesicht landete. Jeder versuchte, die Szene anständig zu beenden, aber nach und nach brachen wir alle in Gekicher aus. Sogar auf dem Gesicht des für gewöhnlich eher trübsinnigen Snape zeigte sich ein schwaches Lächeln.

Während eines sehr langen Nachtdrehs saß ich mit Alan, Maggie Smith (Minerva McGonagall) und Michael Gambon (Albus Dumbledore) um ein winziges Heizgerät herum.
"Was hältst du von diesen Bärten, Warwick?", fragte Michael.
"Nun, sie sind ganz schön nervig."
"Oh ja, das sind sie. Diese Haarbüschel kommen einfach überall dazwischen. Wenn ich meine Arme und den Zauberstab benutze, dann verheddert sich der Bart darin und ich reiße mir das Ding aus dem Gesicht. Und Mahlzeiten werden damit zum Alptraum."
Ungeachtet der Tatsache, mit den größten Filmstars der Welt gearbeitet zu haben, hoffe ich doch, dass es mir immer gelingen wird, die Dinge nüchtern zu betrachten und auf dem Boden zu bleiben.